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Immobilienstrategie: Der Weg in die Zukunft ist aufgezeichnet

3. September 2024
Die Eckpunkte der Immobilienstrategie «Urdorf 2030 +» sind bekannt. Der Gemeinderat skizzierte sie an einer öffentlichen Veranstaltung am 29. August 2024. Demnach sind etliche Sanierungen, Neubauten oder Erweiterungsbauten angedacht. Konkret ausgearbeitete Projekte enthält die Immobilienstrategie nicht, diese werden später einzeln der Bevölkerung vorgelegt.

Die Bedeutung des Anlasses an diesem heissen August-Abend in der Zentrumshalle verdeutlicht der Umstand, dass der gesamte Gemeinderat mitsamt Gemeindeschreiber und Fachperson auf dem Podium anwesend waren. Was die rund 80 anwesenden Personen zu hören bekamen, hat es in sich: Gemeinderat und Verwaltung präsentieren im Rahmen ihrer Immobilienstrategie zehn Areale der öffentlichen Hand, verteilt über das Gemeindegebiet. Die darin festgehaltenen baulichen Massnahmen, ob Renovation, Neubau oder Erweiterungsbau, könnten, sofern alles umgesetzt wird, bis zu 110 Millionen Franken kosten, verteilt über die nächsten Jahre und Jahrzehnte.

«Langfristige Planungssicherheit»

Liegenschaftenvorstand Urs Rüegg legte dar, dass es bei der Strategie um eine mittel- bis langfristige Planungssicherheit für die Gemeinde gehe. «Was ist der Raumbedarf, von was brauchen wir mehr, von was weniger?», fragte er rhetorisch. Er skizzierte die einzelnen Areale wie folgt:

Ans Mehrzweckgebäude Spitzacker mit Hallenbad würden heute wesentlich höhere Ansprüche gestellt, zum Beispiel an die Behindertengerechtigkeit oder an den Energieverbrauch. So ist ein Abbruch der Mehrzweckhalle und ein Neubau «Sportzentrum» am selben Standort mit Hallenbad, Doppelturnhalle und Tribüne geplant. «Im Worstcase-Szenario», so Rüegg, also falls beispielsweise die Denkmalpflege wegen der Halle intervenieren würde, müsste man die Anlage sanieren, was jedoch dieselben Kosten verursachen würde.

Die Verwaltung soll an ihrem bisherigen Standort verbleiben. Wohl liege sie dezentral und verfüge über keine Anbindung an den Öffentlichen Verkehr, doch sei dies auch gemäss der durchgeführten Bevölkerungsbefragung kein Problem. Es werde aber die Einführung eines Ortsbusses geprüft.

Das Feuerwehrgebäude an der Birmensdorferstrasse soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Gründe sind mitunter die sanitären wie energetischen Mängel, die fehlende Erdbebensicherheit und das schlecht genutzte Grundstück. Mit dem Neubau könnte man das Potenzial, etwa durch die Polizei, besser nutzen.

Auch die Schulanlage Zentrum ist energetisch zu sanieren. Vor allem aber braucht es wegen der steigenden Zahl an Schülern und neuen Schulmodellen mehr Platz. Vorgesehen ist laut Immobilienstrategie eine Erweiterung der Schulanlage Zentrum inklusive der Sanierung der Schulhäuser Embri und Bahnhofstrasse. Für die Turnhallen Embri und Bahnhofstrasse soll es Ersatz in Form einer Doppelturnhalle bei der Schulanlage Zentrum geben.

Die Schule Weihermatt braucht wegen steigender Schülerzahlen ebenfalls mehr Platz und soll umgebaut und erweitert werden. Die Turnhalle Weihermatt wird erhalten und soll zyklisch instandgesetzt werden.

Auch bei der Sekundarschule Moosmatt herrscht ein Bedarf an zusätzlichem Platz aufgrund steigender Schülerzahlen. Hier sollen eine Erweiterung, ein Umbau sowie eine Sanierung vorgenommen werden. Herausfordernd für diese Massnahmen sind Vorgaben der Denkmalpflege.

Die Anlage sei gut im Schuss, konnte Liegenschaftenvorstand Urs Rüegg der Versammlung über die Sportanlage Weihermatt vermelden. Die vorhandenen Flächen seien zudem ausreichend. Sie soll weiter wie bis anhin betrieben und zyklisch saniert werden.

Neuigkeiten gibt es hingegen für den Fussballplatz, die Sportanlage Chlösterli. Weil der neue Kunstrasenplatz gebaut wurde, kann der Fussballclub mehr Spielerinnen und Spieler aufnehmen. Deswegen plant die Gemeinde neue Garderoben.

Angrenzend zum heutigen Chilbiplatz soll die Freifläche Zwüschenbächen als Spiel-, Sport- und Aufenthaltsplatz neugestaltet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Die Fläche bleibt trotzdem als langfristiges Siedlungsentwicklungsgebiet gemäss kommunalem Richtplan erhalten.

Zu guter Letzt sprach Liegenschaftenvorstand Rüegg über die Urdorfer Kindergärten. Ab den Jahren 2036/2037 braucht es einen mehr als heute, also sechs statt fünf. Dafür ist ein Ersatzneubau des Doppelkindergartens in der Siedlung Gewobag, der Neubau eines Doppelkindergartens im noch zu definierenden Standort in der Weihermatt sowie die Aufhebung des bestehenden Kindergartens Weihermatt angeplant. Der Kindergarten Krummacker soll aufgehoben, dessen Areal eventuell verwertet werden und in der Nähe ein neuer Doppelkindergarten entstehen.
 


Zentralen Standort für alle Anlagen verworfen

Die Verantwortlichen überlegten sich laut Urs Rüegg auch, ob im Zentrum die Sportanlagen, das Feuerwehrgebäude, die Mehrzweckhalle und die Gemeindeverwaltung zusammengefasst werden sollten. Diese Option habe man aber verworfen, nur schon deshalb, weil ein so grosser Gebäudekomplex nicht ins Dorf passe und demnach nicht siedlungsverträglich sei. Nicht geplant ist auch der Bau einer Dreifachturnhalle. Rüegg verwies auf die Kantonsschule in Urdorf, die ab nächstem Frühjahr vier neue Turnhallen zur Verfügung stelle. Ausserdem sei eine solche Halle zu teuer und es fehle der Platz. Ebenso ausser Traktanden fiel wegen der Kosten der Bau eines zweiten Kunstrasenplatzes für den FC. Auch dem alten Traum der Urdorfer Eishockeyaner, die gedeckte aber teilweise offene Eisbahn einzuhausen, erteilte Rüegg eine Absage. Immerhin soll der heutige Betrieb beibehalten und allenfalls neue Eis-Technologie abgewartet werden. Keinen Anklang fand bei den Behörden auch die Idee, das Hallenbad ins Gebiet Weihermatt zu verlegen – darum auch, um das Gebiet «Weihermatt» nicht stärker mit Verkehr zu belasten. Das Bahnhofwiesenareal wird zudem nicht aufgewertet.

Ab 2025 soll konkret geplant und dann gebaut werden

Gemeinderat und Planer legten zwei Zeithorizonte fest: von 2025 bis 2029 und von 2030 bis 2033. In der ersten Phase sind folgende Projekte vorgesehen: Erweiterung Schule Zentrum, Ersatz Turnhalle Embri und Bahnhofstrasse durch eine Doppelturnhalle, Ersatz respektive Sanierung des Mehrzweckgebäudes, Platzgestaltung Zwüschenbächen, Ersatz Doppelkindergarten Gewobag, Ersatz inklusive Erweiterung Feuerwehrlokal, Neubau Kindergarten Weihermatt sowie Sanierung und Erweiterung Garderobe Fussballplatz Chlösterli. Von 2030 bis 2033 sind die Erweiterung der Schule Weihermatt und der Sekundarschule sowie der Ersatzneubau Doppelkindergarten Krummacker vorgesehen.

Finanzvorstand Thomas Hächler erklärte, dass die Kosten für die Immobilienstrategie von bis zu 110 Millionen Franken (die gesamten Investitionen für die Gemeinde betragen bis ins Jahr 2040 200 Millionen) bis 2060 abgeschrieben werden müssen. Dies mache eine Steuerfusserhöhung von 5 % im Jahr 2028 und weitere 8 % im Jahr 2032 nötig und führe ab 2028 zu einer starken Erhöhung der Fremdverschuldung.

Gemeindepräsidentin Sandra Rottensteiner erklärte, man nehme die Inputs aus der Bevölkerung wie bisher auf (siehe kontextuellen Text) und werde sie angemessen in den Abschluss der Immobilienstrategie einfliessen lassen. Die vom Gemeinderat genehmigte Immobilienstrategie wird dann zur gegebenen Zeit auf der Gemeindewebseite publiziert. Die Kompetenz, Projekte zu genehmigen, habe nach Massgabe der Gemeindeordnung das Volk. Man werde die Immobilienstrategie zudem alle fünf Jahre überprüfen. Die nächsten Informationen an die Bevölkerung in Sachen Immobilienstrategie würden dann erfolgen, wenn konkrete Projekte vorgelegt werden.

Steuerfuss gab zu reden

An der Fragerunde nach der Präsentation der Immobilienstrategie gab (natürlich) der Steuerfuss zu reden. Jemand fragte, ob man diese auch ohne eine Erhöhung durchgerechnet habe. «Dann bauen wir keine Schulden ab», antwortete der Finanzvorstand und die Gemeindepräsidentin ergänzte, dass die Gemeinde von höherer Ebene aus verpflichtet sei, gewisse Gebäude wie zum Beispiel Schulhäuser bereitzustellen. Ob man in den letzten zehn bis zwanzig Jahren nicht hätte Rückstellungen vornehmen können, wollte jemand anderes wissen. Der Kanton verbiete Steuern auf Vorrat, sagte Thomas Hächler dazu. Sandra Rottensteiner wies darauf hin, dass man mit dem Steuerfuss wohl in Konkurrenz zu anderen Limmattaler Gemeinden stehe, doch sei Urdorf nicht zuletzt wegen der sehr guten Infrastruktur attraktiv. Zudem stünden andere Gemeinden vor ähnlichen Herausforderungen, beispielsweise bei den Schulhäusern.

Gefragt und erwähnt wurde aus der Reihe der Zuhörenden auch, welche Gruppen man vor der Erarbeitung der Immobilienstrategie angesprochen habe, dass eine Dreifachturnhalle für gewisse Vereine notwendig wäre und ob auf den einzelnen Arealen, vor allem bei Schulbauten, jeweils ein Gesamtkonzept zur Anwendung komme, was vom Podium bejaht wurde.

Nachdem Gemeindepräsidentin Rottensteiner den Dank an die Versammlung ausgesprochen hatte, gabs für den Gemeinderat einen warmen Applaus. Da passte es, dass dieser die Anwesenden gleich im Anschluss zum Austausch-Apéro einladen durfte.
 

Wie kam die Strategie zustande?

Im Frühjahr 2023 erfolgte der Startschuss für die kommunale Immobilienstrategie. Der Gemeinderat vergab das Mandat für deren Erarbeitung der Fachfirma EBP Schweiz AG. Eine Projektgruppe aus Gemeinderat, Verwaltung und EBP begleitete den Prozess inhaltlich und politisch. Von Mitte Dezember 2023 bis Mitte Januar 2024 war die Bevölkerung eingeladen, sich zur Strategie zu äussern. Auch wurden - unter anderem mit dem Kartell der Ortsvereine - mit vier Interessengruppen Gespräche geführt. 444 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an der elektronischen Umfrage. Diese zeigt, dass die Bevölkerung mehrheitlich zufrieden ist mit der Situation der Urdorfer Immobilien. Dass deren Zustand besser als erwartet ist, wie Debora Heitz von der EBP am Informationsanlass erklärte, durfte die Anwesenden erfreut haben. Allerdings, so Heitz, würden die Hälfte bis 2032 in einen kritischen Zustand geraten, würde an ihnen nichts gemacht. Mit dem öffentlichen Infoanlass Ende August wurde die Bevölkerung weiter in den Prozess mit einbezogen.

Gemeinderat Urdorf

Zuständige Abteilung: Liegenschaften- und Sportbetriebeabteilung