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Frauenpower im Treppenhaus
Text und Foto: Flavio Fuoli
Die Idee ist originell und praktisch gleichzeitig: Im Treppenhaus der Gemeindeverwaltung Urdorf an der Bahnhofstrasse findet jeweils im Herbst eine Kunstausstellung von maximal drei Künstlerinnen oder Künstlern statt. «Das Konzept hat sich bewährt», urteilt Gemeindepräsidentin Sandra Rottensteiner an der Vernissage Ende Oktober, «wir können hier lokalen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform geben. Das Treppenhaus ist ideal, weil hier Publikumsverkehr herrscht. Es gibt rundum immer weniger Möglichkeiten für Ausstellungen», gibt sie zu bedenken. «Die Ausstellungen sind eine Bereicherung sowohl für die Bevölkerung als auch für die Mitarbeitenden der Verwaltung und Betriebe. So eine Ausstellung ist inspirierend, denn der Mensch braucht Kultur und Kultur braucht Menschen.»
Drei Frauen mit starker Ausdruckskraft
Die diesjährige Ausstellung im Gemeindehaus läuft unter dem Titel «Die Kraft der Farben und Formen». Drei Künstlerinnen aus Urdorf und der nahen Umgebung stellen ihre Werke zur Verfügung und verwandeln das Treppenhaus des Gemeindehauses in eine bunte, ausdrucksstarke Strecke, deren Begehung Freude auslöst.
Da wären die Bilder der Urdorferin Flora Mariza Ledergerber-Barraza Galindo, die in Peru Pharmazie und Biochemie studierte und später in Barcelona einen Master in Phytotherapie machte. Die ausgebildete Primarlehrerin fand in der Schweiz zum Malen, als sie die herbstlichen Wälder betrachtete und fasziniert war «von der Veränderung des grünen Mantels des Waldes in verschiedene Farben, die von Grün zu Gelb, Orange, Rot zu Braun wechseln und dann mit dem Einbruch des Winters zu Boden fallen», wie die Gemeindepräsidentin es in ihrer Laudatio schön formulierte. Ledergerbers bevorzugte Maltechnik ist Acryl, sie malt realistisch wie auch surrealistisch. «Mit ihren Gemälden will sie den Betrachter die Emotionen dieses Farbenmeeres in Verbindung mit der Mystik spüren lassen, die sich in ihren Kunstwerken widerspiegeln», sagte die Gemeindepräsidentin.
Die zweite im Bunde des starken Frauentrios ist Katharina Moser aus Wettswil. Sie begann mit der Fotografie, erweiterte aber im Laufe der Zeit ihr künstlerisches Spektrum durch Seidenmalen, entdeckte Naturmaterialien, die ihr ermöglichten, mit der Beschaffenheit ihrer Kunstwerke zu experimentieren und einzigartige, haptische Oberflächen zu schaffen. «Aktuell widmet sie sich der faszinierenden Technik der Enkaustik, die es ihr ermöglicht, viele der zuvor verwendeten Materialeien in ihre Arbeiten zu integrieren», sagte Sandra Rottensteiner an der Vernissage und ergänzte: «Diese Kombination aus Wachs und Farbe verleiht ihren Kunstwerken nicht nur eine aussergewöhnliche Tiefe, sondern fördert auch ihre Experimentierfreude und Kreativität.»
Diana Wartmann wurde schon im Zeichenunterricht als talentierte Schülerin erkannt. Nach dem Unterricht bei verschiedenen Künstlern und Schulen im Zeichnen und der Acryl-Malerei folgte eine dreijährige Ausbildung als Maltherapeutin. Sie wurde bald Dozentin für Coaching und Mental-Training, «wo sie ihr besonderes Gespür für Menschen erfolgreich in ihr künstlerisches Schaffen einbinden konnte», wie die Gemeindepräsidentin sagte. In Weiningen eröffnete Wartmann 2011 ein neues Atelier mit integrierter Malschule. Permanent habe sie sich in Mixed Media weitergebildet, sagte Rottensteiner, was es ihr erlaubt habe, ihr künstlerisches Schaffen mit neuen Techniken zu erweitern, darunter auch Power Tex, das die Möglichkeit bietet, 3D-Effekte im Bild zu integrieren und Skulpturen zu erschaffen. 2019 schloss Diana Wartmann ihre Malschule und lebt jetzt ihre Kreativität im eigenen Atelier in Regensdorf aus und bereist die Welt.
Kaufen erlaubt – oder Pflicht!
Bis zum 28. November ist die Kunstausstellung im Gemeindehaus also noch einsehbar. Während der Öffnungszeiten kann sich jede und jeder mit den ausdrucksstarken Werken auseinandersetzen. Wem eines gefällt, kann sich bei der Präsidialabteilung melden und es zum Kauf reservieren lassen. Eines der Bilder wird mit Sicherheit gekauft. Wie Gemeindeschreiber Patrick Müller an der Vernissage sagte, könnten die Gemeindemitarbeitenden abstimmen und so ihr Lieblingsbild erküren. Jedes Jahr bringt die Gemeinde so ein Werk in ihr Eigentum. Dass es dieses Jahr nicht das letzte sein wird, liegt fast auf der Hand. Für die seit 2015 jährlich stattfindende Ausstellung gibt es eine Warteliste an Künstlerinnen und Künstlern.
Kultur Urdorf
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