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Ein Blick in die Geschichte des Muulaffeplatzes
Seit wann der Muulaffeplatz so genannt wird, lässt sich wohl nicht mehr eruieren. Dass der Platz aber seit Jahrzehnten, wohl seit Jahrhunderten ein Zentrum der Siedlung Oberurdorf und später der fusionierten Gemeinde Urdorf darstellt, ist unbestritten. Wenn heute an einem Donnerstagmorgen die Einwohnerinnen und Einwohner Urdorfs am schon legendären Muulaffemärt verweilen und Produkte für ihren Alltag kaufen, so führen sie bloss eine uralte Tradition weiter.
Denn der alte Dorfplatz hatte in seiner Mitte einen Dorfbrunnen. Dieser diente etwa nicht nur den Kindern zum Plantschen oder Spaziergängern zum Stillen des Durstes, sondern war den Bewohnerinnen und Bewohnern von Oberurdorf ein lebenswichtiges Objekt. Denn bis ins Jahr 1904 diente das daraus fliessende Quellwasser aus der Wasserfassung Badwies der Verwendung für die Haushalte und zur Tränke des Viehs. Erst 1904 bekamen die Urdorfer Wasseranschlüsse in ihre Häuser! Der Einzug der Moderne führte dazu, dass der alltägliche Treffpunkt für die Dorfbewohnerinnen und -bewohner wegfiel.
Doch mussten die Einheimischen nicht auf ihre sozialen Kontakte verzichten. Am Dorf- oder eben Muulaffeplatz stand nämlich das Restaurant «Flora», in dem die Durstigen allerlei Getränke konsumieren konnten. Anstelle der Dorfbeiz mietete sich 1929 das Spezereigeschäft Herburger ein. Später bestand hier ein Laden der Landwirtschaftlichen Konsumgenossenschaft Urdorf. Heute steht hier der «Florahof», der heute unter anderem den Spar-Supermarkt beherbergt. «Die Vorgeschichte des Florahofs ist eng mit der Geschichte der Landwirtschaftlichen Konsumgenossenschaft und der Zuchtstierkorporation verknüpft», weiss Stephanie Prieto, die studierte Historikerin und Dorfchronistin der Gemeinde. «Für den Bau des Geschäftshauses Florahof erhielt die Landwirtschaftliche Konsumgenossenschaft 1968 von der Gemeinde aus dem Fonds für Landwirtschaft ein Darlehen», fährt sie fort. Neben Metzgerei und einem Selbstbedienungsladen enthielt es die Niederlassung der ZKB, eine Servicestation für landwirtschaftliche Geräte, eine Selbstbedienungstankstelle, ein Notschlachtlokal, Lager- und Verwaltungsräume sowie Wohnungen.
Wichtige Milchgenossenschaft Urdorf
Einen wichtigen Ort stellte der Muulaffeplatz für die Milchgenossenschaft Urdorf dar, die 1932 gegründet wurde. Sie bezog damals das frühere Lokal der Sennereigenossenschaft an der Kirchgasse. Die Milchgenossenschaft sorgte dafür, dass die im Dorf produzierte Milch vorteilhaft zu verwerten war und den Konsumentinnen und Konsumenten die Gelegenheit geboten wurde, sich mit gesunder, unverfälschter Milch und Milchprodukten zu versorgen. Alle Landwirte verpflichteten sich, die gesamte gewonnene Milch an die Genossenschaft oder ihre Milchkäufer abzugeben, soweit die Milch nicht für den eigenen Haushalt oder zur Aufzucht von Jung- und Kleinvieh verwendet wurde.
1958 brachten noch 34 Bauern zweimal täglich ihre Milch zur Sammelstelle. 1985 waren es noch deren sechs, die täglich 1000 Liter Frischmilch ablieferten. 1998 schrumpfte diese Zahl auf noch drei Landwirte. Die Sennerei musste daraufhin dicht machen. Denn sie war nicht mehr vorschriftsmässig eingerichtet. Umbauten und Neuinvestitionen wären zu teuer gewesen. Heute wird die Milch ab Hof in die Molkerei geführt.
Der Pächter der Sennhütte verteilte und verwertete die Milch im Dorf. Noch in den 1960er-Jahren brachte er die frische Kuhmilch und die bestellten Milchprodukte den Kundinnen und Kunden ins Haus.
Verkehrsknotenpunkt Muulaffeplatz
Stephanie Prieto erklärt anhand alter Ansichten, dass der heutige Muulaffeplatz früher eher eine grosse Kreuzung war. «Man erkennt, dass die heutige Birmensdorferstrasse erst später hinzukam und die Hauptverkehrsachse von Schlieren her über die heutige Bahnhofstrasse und Kirchgasse über den Dorfplatz zur «Sonne» hinführte. Nach Niederurdorf führte der Weg dem Schäflibach, früher Römerbach genannt, entlang.» Und: «In einer Ansicht des Urdorfer Bads von zwischen 1660 und 1680 kann man gut die Hauptverkehrsachse zwischen «Sonne» und heutigem Muulaffeplatz erkennen.»
Um nochmals auf die Entstehung des Namens Muulaffeplatz zurückzukommen: Stephanie Prieto hat dazu anhand einer alten Aufnahme (noch integrieren) eine Idee: Darauf erkennt man dort, wo heute der Spar und dessen Parkplatz stehen, eine hohe Beige mit gespaltenem Holz. Wäre es möglich, dass früher auf dem Platz Kienspäne, Späne aus harzhaltigem Holz, die man bis ins 19. Jahrhundert als Lichtquelle nutzte und in Maulaffen genannte Vorrichtungen spannte, hergestellt wurden? Eine hübsche, interessante Theorie. Oder war es doch der Platz, an dem gemäss der Redewendung «Maulaffen feilbieten» Menschen gerne herumstanden und plauderten?
Dass der Muulaffeplatz auch in Zukunft ein Zentrum der Gemeinschaft bleiben wird, dafür sorgt nicht nur der Wochenmarkt. Auch der Umbau des Platzes mitsamt der neuen Infrastruktur für Veranstaltungen dürfte dazu beitragen.
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